Lösungen

Lernen, das stärkt – statt stresst

Wir sagen nicht einfach „Weg mit Exen!“ – wir zeigen, wie faire, nachhaltige und zukunftsfähige Leistungsbewertung heute schon funktioniert.

Dazu blicken wir exemplarisch auf zwei vielfach ausgezeichnete Schulen, die vorleben, dass eine andere Prüfungskultur möglich – und wirksam – ist:

  • die Eichendorffschule Erlangen (Bayern), Schulpreisgewinnerin, die individuelle Prüfungsformate und echte Mitbestimmung konsequent umsetzt,
  • und die Alemannenschule Wutöschingen (Baden-Württemberg), ebenfalls Preisträgerin des Deutschen Schulpreises – für eine innovative, lernförderliche Schulkultur.

1. Verlässliche, angekündigte Leistungsnachweise

Planbar statt überraschend.
Prüfungen sollen transparent und vorab angekündigt sein. Das gibt Schüler*innen Sicherheit, fördert gezieltes Lernen und baut Prüfungsangst ab. Wer weiß, wann eine Prüfung stattfindet, kann Verantwortung übernehmen – und Leistung zeigen, ohne unter Dauerstress zu stehen.

Beispiel: Eichendorffschule Erlangen
Die Schule trennt klar zwischen Lern- und Leistungszeiträumen. In den Lernphasen dürfen Fehler passieren und werden als Teil des Prozesses verstanden. In den Leistungszeiträumen zeigen die Schüler*innen, was sie können – aber nicht plötzlich, sondern mit Ankündigung und Wahlmöglichkeit.
Das ist das Gegenteil einer Ex: Keine Überrumpelung, sondern Vorbereitung. Keine Kontrolle, sondern Vertrauen.

Unangekündigte Exen und spontane Abfragen brechen dieses Prinzip:
Sie vermischen Lern- und Prüfphasen, setzen auf Überrumpelung statt Vorbereitung – und führen so zu Stress, Misstrauen und kurzfristigem Auswendiglernen statt nachhaltigem Verstehen.

2. Es gibt genug bessere Prüfungsformate – nutzen wir sie!

Vielfalt statt Einheitsbrei. Besser prüfen – fair und nachhaltig.
Leistung kann sich auf viele Arten zeigen – durch Präsentationen, Projektarbeiten, Lernjournale, mündliche Beiträge, Portfolios. Diese Formate fördern echtes Verstehen, Kreativität und Selbstständigkeit – und geben auch Schüler*innen mit Prüfungsangst eine faire Chance.

Wir fordern deshalb nur eines: Die zwei am wenigsten sinnvollen Formate – Exen und Abfragen – in den Ruhestand zu schicken.
Das tut niemandem weh – aber es bringt dem Lernen und den Schüler*innen spürbar etwas.

Beispiel: Alemannenschule Wutöschingen
Wie faire, vielfältige Leistungsformate konkret aussehen können, zeigt die Alemannenschule mit ihren sogenannten „Gelingensnachweisen“: Sie ersetzen punktuelle Tests durch individuell abgestimmte Prüfungen, bei denen Inhalt, Zeitpunkt und Format im Rahmen pädagogischer Begleitung abgestimmt werden.
So wird Lernfortschritt sichtbar gemacht – ohne Stress, dafür mit echter Verantwortung.

Und nein – nicht jede Schule muss gleich eine preisgekrönte Vorreiterrolle übernehmen.
Es geht zunächst um einen einfachen, überfälligen Schritt: die Abschaffung von Exen und Abfragen. Alles Weitere kann wachsen – auf solider, fairer Grundlage.

3. Positive Fehlerkultur verankern

Lernen braucht Mut – und den Raum, Fehler zu machen.
Wer lernen will, muss Fehler machen dürfen. Schulen brauchen eine Kultur, in der Irrtümer nicht bestraft, sondern als Lernchancen verstanden werden. Das stärkt Selbstvertrauen, fördert Neugier und wirkt sich langfristig positiv auf die Leistungen aus.

Fehler sind ein natürlicher Teil des Lernprozesses und sollten ohne Angst vor negativen Konsequenzen gemacht und konstruktiv reflektiert werden. Gleichzeitig brauchen wir transparente und planbare Prüfungsbedingungen, die fair gestaltet sind und unangekündigte Überraschungen vermeiden.

Beispiel: Eichendorffschule Erlangen
Die Schule trennt konsequent Lern- und Leistungsphasen. In den Lernphasen sind Fehler ausdrücklich erlaubt und werden als wertvolle Schritte im Lernprozess gewürdigt. In den angekündigten Leistungszeiträumen wird das Erarbeitete transparent und planbar überprüft. Kontinuierliches, stärkenorientiertes Feedback und Lernberatung begleiten die Schüler*innen dabei.

4. Lernentwicklungsberichte statt Notendruck (wo möglich)

Feedback statt Zensur.
Noten sagen wenig über den Lernprozess aus. Alternativen wie Lernentwicklungsberichte, Feedbackgespräche oder Kompetenzraster geben differenziertes, förderndes Feedback – und stärken das individuelle Lernen.

Beispiel: Alemannenschule Wutöschingen
Mit digitalen Lernentwicklungsdokumentationen und regelmäßigen Reflexionsgesprächen wird der Lernprozess differenziert sichtbar gemacht – für Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern.

5. Landesweite Klarstellung in der Schulordnung

Keine Einzelfalllösungen mehr. Gleiche faire Regeln für alle.
Einige Schulen gehen schon neue Wege – doch das reicht nicht. Wir brauchen klare rechtliche Rahmenbedingungen: Unangekündigte Leistungsnachweise sollen in Bayern nicht mehr vorgesehen sein. So entsteht Planungssicherheit für alle – für Schüler*innen wie für Lehrkräfte.

So kann Schule morgen aussehen:

  • Schüler*innen wissen, wann und wie sie geprüft werden.
  • Sie haben die Möglichkeit, ihre Stärken auf verschiedene Weise zu zeigen.
  • Prüfungen sind transparent, fair und entwicklungsorientiert.
  • Fehler werden nicht gefürchtet, sondern als Lernchancen genutzt.
  • Schule ist ein Ort des Vertrauens – nicht des Terrors vor Überraschungstests.

Gemeinsam auf dem Weg

Schon heute arbeiten viele Schulen, Lehrkräfte und Bildungsexpert*innen an solchen Lösungen.
Wir wollen diesen Weg sichtbar machen, unterstützen und politisch absichern: für ein Bildungssystem, das Lernfreude, Fairness und Zukunftsfähigkeit verbindet.

Unser Appell

  • Schaffen Sie unangekündigte Leistungsnachweise ab.
  • Stärken Sie Vertrauen, Eigenverantwortung und Motivation.
  • Setzen Sie auf eine Prüfungskultur, die dem Lernen dient.

Andere Schulen machen es längst vor – mit Mut, Haltung und Erfolg.
Also: Was hindert uns?

Gute Ideen zu übernehmen ist kein Makel – sondern längst überfällig.
Einfach machen. Nicht perfekt – aber endlich besser.