Unangekündigte Tests wie Stegreifaufgaben (Exen) oder Rechenschaftsablagen (Ausfragen/Abfragen) sorgen regelmäßig für Stress, Druck und Angst in Bayerns Klassenzimmern. Dabei ist wissenschaftlich belegt: Sie schaden mehr, als sie nützen – und es gibt bessere Alternativen.
1. Wissenschaftlich belegt: Angst hemmt den Lernerfolg
- Studien der Universitäten Bayreuth und Wien zeigen: Unangekündigte Leistungsnachweise führen zu erhöhter Angst, verminderter Lernfreude und schlechteren schulischen Leistungen.1,2,3
- Laut der renommierten Hattie-Studie wirkt sich Prüfungsangst („evaluation anxiety“) messbar negativ auf den Lernerfolg aus (Effektstärke d = -0,21).4
- Gleichzeitig belegen Studien, dass ankündigte Prüfungen nicht nur fairer sind, sondern auch zu mehr Zufriedenheit, besseren Leistungen und echterem Verstehen führen.1,2
2. Stress reduzieren – psychische Gesundheit stärken
- Wer ständig damit rechnen muss, geprüft zu werden, lebt im Ausnahmezustand. Dauerhafter Leistungsdruck erhöht das Risiko für psychische Belastungen und Erschöpfung.3,5
- Die Abschaffung unangekündigter Tests kann helfen, Schulangst zu reduzieren – ein zentraler Schritt zu mehr psychischer Stabilität im Schulalltag.
3. Gezieltes Lernen ist nachhaltiger
- Mit angekündigten Prüfungen wissen Schüler*innen, wann und worauf sie sich vorbereiten müssen. Das fördert bewusstes Lernen und ein tieferes Verständnis der Inhalte.2,3
- Solches Lernen bleibt länger im Gedächtnis – im Gegensatz zum kurzfristigen „Bulimielernen“ vor Überraschungstests.
4. Selbstkontrolle statt Daueranspannung
- Unangekündigte Tests untergraben genau das: Sie schaffen ein Klima des Misstrauens statt Eigenverantwortung.
- Wer weiß, wann etwas geprüft wird, kann seine Zeit selbstständig planen. Das trainiert Selbsteinschätzung und Selbstverantwortung – wichtige Fähigkeiten auch fürs spätere Leben.2,3
Unser Fazit
Niemand hat Angst vor Leistung – aber vor dem „Wie“. Lernen soll stärken, nicht einschüchtern. Schluss mit Abfragen und Exen. Jetzt.
Die klassischen Gegenargumente
Gegenargument | Unsere Antwort |
„Unangekündigte Tests fördern kontinuierliches Lernen.“ | Studien zeigen das Gegenteil: Angst mindert Lernfreude und Leistung. Nachhaltiges Lernen gelingt durch positive Emotionen, nicht durch Angst2,3. |
„Schüler lernen nur regelmäßig, wenn sie jederzeit mit Tests rechnen müssen.“ | Verlässliche Strukturen fördern regelmäßiges Lernen deutlich besser als Angst vor spontanen Prüfungen. Angekündigte Tests stärken die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und bewussten Einschätzung eigener Leistungen3. |
„Spontane Prüfungen bereiten auf das reale Leben vor.“ | Im Berufsleben werden wichtige Aufgaben und Termine in der Regel frühzeitig kommuniziert. Kompetenz zeigt sich darin, sich gezielt vorzubereiten – nicht darin, ständig unter Stress zu stehen3,5. |
„Ohne Exen sinkt die Aufmerksamkeit im Unterricht.“ | Studien zeigen klar, dass angekündigte Prüfungen nicht nur den Lernerfolg verbessern, sondern auch eine positivere Einstellung zum Unterricht fördern. Schüler lernen nachhaltiger, wenn sie motiviert sind statt verängstigt2. |
Referenzierte Quellen
- NP Coburg – Hat die Stegreifaufgabe ausgedient?
- phys.org – New study on school pedagogy: Announcements of performance tests promote learning success
- News4Teachers – Studie: Unangekündigte Tests verunsichern Schüler und sorgen für schlechtere Noten
- News4Teachers – Streit um die “Exen”: Lässt sich das Motivations-Problem nicht anders lösen, als durch Verweis auf eine Drohung?
- GJM – Unangekündigte Leistungsnachweise abschaffen